Als Ernährungsberaterin und Fastenbegleiterin stand sie schon in ihrer Zeit wie keine andere für eine bewusstere Ernährung und Lebensweise – Hildegard von Bingen.
In der Fastenzeit können wir aus ihrem großen Wissensschatz schöpfen und ganz individuell die richtige Fastendiät für uns finden. Wir tanken frische Lebensenergie und bringen uns in ein gesundes Gleichgewicht von Bewegung und Ruhe. Außerdem stabilisieren wir unsere seelischen Abwehrkräfte auf sanfte Weise und befreien unseren Körper von unnötigem Ballast. Wie das Fasten mit Leib und Seele nach Hildegard von Bingen funktioniert, verraten wir in diesem Blog-Beitrag.
Hildegard von Bingen war ihrer Zeit weit voraus
Ausgerechnet eine „Gottesfrau" des Mittelalters soll den Ansatz für eine gesündere Ernährung gefunden haben? Unvorstellbar, denn bis heute noch befassen sich Wissenschaftler mit der „richtigen Ernährung" für ein gesünderes Leben. Was Hildegard von Bingen schon damals wusste, bestätigt auch die Wissenschaft: Die Ernährung entscheidet maßgebeblich über unsere Gesundheit. Doch was heißt das genau? Was für den einen ungesund sein mag, bekommt einem anderen recht gut. So war schon Hildegard von Bingen der Auffassung, dass es keine Pauschal-Ernährung gibt. Vielmehr schaut sie ganz genau auf das Individuum Mensch.
Körper und Seele: Die heilende Kraft des Fastens
Das Fasten, ursprünglich religiös motiviert, dient nicht allein der körperlichen Reinigung und Entschlackung. Bereits seit Jahrtausenden wird weltweit auch aus spirituellen Gründen gefastet. Als eine Art der Reinigung von Seele und Geist, wie Hildegard in ihren Werken schreibt:
„Die Seele wird von ihren Lasten und Vorurteilen befreit und der Körper von seinen Gift- und Schlackenstoffen gereinigt."
Das Fasten nach Hildegard von Bingen befasst sich daher immer mit dem Einfluss auf Körper und Seele.
Ein Gespür für den eigenen Körper entwickeln
Wie in all ihren Werken legt Hildegard von Bingen ein großes Augenmerk darauf, ,,maßvoll und individuell" zu sein, so auch beim Fasten. Für manch‘ einen kann das bereits ein paar wenige Fastentage bedeuten, für andere heißt das, ohne Schwierigkeiten eine Fastenwoche zu vertragen und auch Tage darüber hinaus. Sie legt ihre Akzente darauf, aus freien Stücken und sehr bewusst zu fasten. Fasten sollte zu einer Form von Rückbesinnung auf den Urgrund führen, eine Art seelische Hygiene und Generalreinigung des gesamten Körpers. Man kann das Gespür dafür wieder entwickeln, welche Nahrung der Körper braucht, welche ihm guttut und welche ihm schadet.
3 verschiedene Fastenkuren nach Hildegard von Bingen:
1. Das Dinkelfasten
Eine recht einfache Form von Heilfasten, die im Grunde ohne Risiken von jedem Menschen durchgeführt werden kann, ist das Dinkelfasten. Im Zeitraum von 4 bis 6 Wochen besteht die tägliche Nahrung aus Dinkelgerichten mit Obst und Gemüse, verteilt auf drei Mahlzeiten. Hildegard empfiehlt, tierische Eiweiße und fettreiche Speisen stark zu reduzieren, häufig ganz zu meiden. Dinkel darf in jeglicher Form gegessen werden, kombiniert und ergänzt mit Gemüse, Salaten und Obst.
2. Dinkelreduktionskost
Hierbei wird im 2-tägigen Wechsel zwischen Normalkost (an Hildegard-Küche angelehnt) und den Reduktionstagen unterschieden. An den Reduktionstagen wird auf tierische Eiweiße, Milchprodukte und tierische Fette völlig verzichtet und ausschließlich Dinkelbrot oder Dinkelsuppe gereicht.
An den Normalkosttagen wird abwechslungsreiche Mischkost empfohlen mit viel Gemüse, aber wenig Fleisch, Fisch oder fetten Gerichten. Damit wird einem Ernährungsmangel vorgebeugt, gleichwohl aber der Körper „gezwungen", seine eigenen Eiweiß-und Fettreserven abzubauen. Diese Reduktionskost eignet sich gut für mehrere Wochen bis einige Monate.
3. Hildegard Fasten
Diese Fastenform ist Hildegards strengste Fastenregel. Sie ist verbunden mit ihrer Aufforderung, in sich hineinzuhören, bewusst auf seinen Körper und die Seele zu achten und das zu tun, was diese verlangen.
Für etwa eine Woche bis zehn Tage darf nichts Festes gegessen werden, es wird nur getrunken: Dinkelsuppen, Gemüsebrühen und Säfte, bevorzugt Apfel-und Traubensaft. Diesem Heilfasten sollen zwei Entlastungstage vorgestellt werden, mit Abführen, auf die milde Art nach Hildegard, z.B. mit Ingwer-Gewürzmischung (das abführende Granulat ist in Apotheken erhältlich).
Viel trinken nicht vergessen
Für alle Formen des Fastens empfiehlt Hildegard von Bingen, 1,5 bis 2,5 Liter Flüssigkeit täglich. Überwiegend Tee, bevorzugt Fencheltee, ergänzend andere Kräutertees, auch Dinkelkaffee steht auf ihrer Getränkeliste. Zwischenmahlzeiten sind nicht empfehlenswert. Ihr Körper soll bewusst Esspausen erfahren und weiter genügend Zeit haben, die Mahlzeiten zu verdauen.
Viel Bewegung, ausgedehnte tägliche Spaziergänge sind nach Hildegard „Medizin" für den Körper und entspannen die Seele. Angemessen ist auch Sport, damit der Körper ins Schwitzen kommt, denn über die Schweißdrüsen kann Säure abgestoßen werden - der Körper wird entsäuert. Vermeiden Sie möglichst Stress, gönnen Sie sich Auszeiten und gehen Sie in sich.
Viele Menschen nutzen die Fastenzeit als eine Zeit des bewussten Verzichts, als Wochen der Entwöhnung und als eine Möglichkeit, seine Lebensweise neu und achtsamer zu definieren und dabei sein körperliches Wohlbefinden zu stärken. Mit Hildegard von Bingen werden Fastenkuren auf sanfte Weise wirksam. Fachkundige Begleitung finden Sie in Kurkliniken, naturheilkundlichen Instituten und bei Heilpraktikern.
Weitere Empfehlungen zum Fasten nach Hildegard von Bingen
Mit unserem Artikel haben Sie einen Einblick in das Fasten nach Hildegard von Bingen bekommen. Für Rezepte, Menüvorschläge und Anwendungen finden Sie diverse Empfehlungen im Internet unter den Suchworten: Fasten nach Hildegard von Bingen.
Autorin: Christine Bock, leidenschaftliche Köchin und überzeugte Hildegard-Köchin
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